Ende November letzten Jahres zum Black-Friday habe ich mich zu einem Spontankauf für ein Bastelprojekt 3D-Drucker hinreißen lassen. Beim großen chinesischen Versandhaus gab es den Anet-A8 3D-Drucker wieder einmal zum Schnäppchenpreis von umgerechnet EUR 110,-; da konnte ich einfach nicht widerstehen. Damit es nach dem Aufbau gleich zur Sache gehen kann, habe ich auch noch 400m K-Camel 1.75mm PLA Filament mitbestellt. (ca. EUR 20,-) Nun hieß es erst mal warten. Gearbest verschifft die Artikel zuerst nach England und von dort werden sie nach Deutschland geschickt. Durch diesen Kniff werden keine Zollgebühren fällig.

Vier Wochen später war es endlich so weit. Der Hermes-Bote brachte den weitgereisten, ersehnten Karton. Dieser kam unversehrt an und zu meiner Freude waren alle Teile in Ordnung. Als ersten Schritt empfiehlt es sich einmal alles „trocken“ zu verkabeln und einen Funktionstest der Komponenten durchzuführen. Wie das geht erklärt dieses Video. So könnten, falls erforderlich, zeitig Ersatzteile angefordert werden. Bei der Gelegenheit auch ruhig bei den Platinen eine Sichtkontrolle durchführen, ob alles sauber verlötet ist. Bei mir waren z. B. am Heizbett die Enden des Thermofühlers nicht gekürzt und bildeten eine Brücke. So hätte die Regelung nie funktioniert.

Das mitgelieferte Werkzeug kann man benutzen… muss man aber nicht. Zur Not mag es OK sein, wesentlich angenehmer arbeitet es sich mit vernünftigem Werkzeug, das schont Mensch und Material.

Damit dem Aufbau nichts im Wege steht empfehle ich folgende weiteren Artikel zu besorgen:
– Gabelkabelschuhe M4 rot, blau (10 Stk. jew.; zusammen ca. EUR 1,10)
– Eine Borosilikatglas-Platte (ca. EUR 8,-)
– Foldback-Klammern (ca. EUR 4,-)
Silikon-Kabel mit aufgecrimpten JST VH Stecker zur Verteilung der Last auf dem Heizbett. (ca. EUR 1,-)
– Schrumpfschlauch, versch. Durchmesser – idealerweise in rot und schwarz
– ein paar Meter Kabel 2,5 mm² (z. B. Lautsprecherkabel sw/rt)
– Unterlagscheiben bzw. Sprengringe M3 (ca. 50Stk.) und M4 (ca. 12 Stk.)
– Wenige selbstsichernde Muttern M3, M4, M8

Für (spätere) Modifikationen:
Riemen GT2 (ca. EUR 8,- 5m)
7x RJ4JP 01-08 Linearlager im Tausch gegen die mitgelieferten Lager. (Ruhigerer Lauf, ca. EUR 10,50)
MOS-FET Leistungsmodul „style1“ zur Entlastung des Mainboards. (je ca. EUR 4,-).

Ich habe alle M3 Schrauben mit Sprengringen versehen, sicher lockern diese sich nicht so leicht beim Betrieb. Bitte nicht zu fest ziehen – das Acryl bricht leicht. Für die elektrischen Anschlüsse der Verschraubten Adern am Netzteil und Mainboard bitte unbedingt Aderendhülsen oder Kabelschuhe aufcrimpen. Dies ermöglicht später einen sicheren Betrieb. (Verzinnte oder verdrillte Enden sind bei uns verboten!)

Die Lager in den Alu-Blöcken habe ich gleich durch igus Linearlager (s.o.) getauscht. So wirklich nötig sind sie wohl nicht, aber der „trockene“ Test zeigt schon eine deutliche Geräuschminderung. Später alles wieder auseinander nehmen möchte ich nicht, daher werden sie gleich verbaut. An die Spritzgussteile der Z-Achse habe ich sie nicht eingebaut, dort werden sie durch die Kunststoffteile so gequetscht, dass sie klemmen.

Entgegen der Anleitung habe ich wie an mehreren Stellen empfohlen die Querstrebe der Hotbed-Halterung nach unten zeigen lassen. Der Riemen läuft so sauberer.

Die oben genannten Silikonkabel kommen zusätzlich in den Stecker für das Heizbett. Dann verteilt sich die Last auf alle vier Pins der Versorgungsspannung. Immerhin gönnt sich das Heizbett ca. 150W. Bei 12V sind das satte 12A auf der Zuleitung. Es sollen schon etliche Anet-A8 abgeraucht sein.

Ich habe die Leitungen verlötet; Quetschverbinder gehen natürlich auch, tragen aber mehr auf. Die Anschlussleitung habe ich 10 cm länger gemacht, später will ich noch ein MOS-FET Modul anbauen.

Nach dem Aufbau kam der spannende Moment, ob und wie denn der Druck aussieht. Ganz besonders wichtig ist das Ausrichten den Druckbetts. Eine Anleitung gibt es z.B. hier.
Als erstes habe ich einen Testwürfel gedruckt; es hat tatsächlich funktioniert! Nicht ganz maßhaltig und etwas windschief – aber immerhin.

Die ersten Testdrucke waren erfolgt. Jetzt ging es schon los und Detailverbesserungen für den Drucker werden gefertigt.
Extruder-Knopf

Dieser wurde eher 8-eckig statt rund – ein Riemenspanner für die Y-Achse musste her.

Leider ist jetzt der Riemen zu kurz, also flugs einen Ersatz GT2 mit 6mm Breite besorgt. (S. Materialliste weiter oben.) Außerdem werden noch zwei Muttern M5 und M5-Schrauben in ca. 30mm Länge benötigt.

Jetzt kommen Verstrebungen des teilweise instabilen Acryl-Rahmens an die Reihe:
– 2x die T-Winkel
Front-Rahmen

Hinterer Rahmen bei Bedarf.

Auch die obligatorische halbrunde Strömungsdüse darf nicht fehlen.

Als nächstes wurde die Halterung für die MOS-FET Module gedruckt. Eines für das Heizbett empfehle ich auf jeden Fall. Diese Leistung muss schon nicht mehr über das Mainboard. Keine Ahnung wie knapp die Chinesen den Leistungsaufbau im Board bemessen haben. Die paar Euro sind sicher gut investiert. Auch hier aufpassen bei der Montage und Kabelschuhe sauber crimpen! Der MOS-FET auf der Leistungsplatine erwärmt sich kaum im Betrieb.

Hinweis: Vorsicht Netzspannung! Sicherheit geht vor; bitte bei Selbstbau die VDE-Vorschriften einhalten.

Hier noch ein paar hilfreiche Links:
Setup bzw. Upgrades des Anet A8 (Auf englisch, aber wichtige Infos zur Inbetriebnahme.)
Probleme & Lösungen bei 3D-Druck
Der 3D-Drucker Anet A8 und seine Upgrades im Test
Zahnriemen und Zahnräder

Weitere Beiträge zum Thema „Technik“:

Kommentar verfassen