Nach meinem Beitrag zu den Contax T darf der zu den Contax G nicht fehlen; eigentlich ist er sogar längst überfällig.
Das Contax G System wurde 1994 unter viel Beachtung zur photokina von Kyocera eingeführt. Yashica-Kyocera durfte ja zu dieser Zeit die „Namensrechte“ von Zeiss für diese Premium Sparte führen. High-Tech verliebt machten sie einiges anders als der bodenständige klassische Vertreter der Messsucherkameras „Leica“. So setzte Kyocera auf Autofocus, einen Sucher, der sich automatisch an das Objektiv anpasste und natürlich Materialien, die sonst eher unüblich waren (und sind…) wie Titan und Keramik.
Die Titanlegierung der Gehäuse von Body und Objektiv schützen zuverlässig, sind leicht und stabil und sehen dazu noch sehr gediegen aus. Leider sind sie auch etwas anfällig für Kratzer. Kyocera als Keramik-Company schwört auf eine Andruckplatte für den Film aus Keramik. Sie soll zu einer deutlich besseren Planlage des Films dienen.
Zum Start 1994 gab es zur Contax G1 die vier Objektive 16mm, 28mm, 45mm und 90mm. Mir gefiel das System mit seinen Vorzügen sehr gut. Leica führte damals selbst eher ein Nischen-Dasein, umso mehr war dieser Schritt sehr mutig. Dominiert haben die Spiegelreflex-Boliden in all ihren Facetten.

Das geniale an Sucherkameras ist der nicht vorhandene Spiegelschlag (Geräusch/Erschütterung) und die Tatsache, dass Objektive bis zu Filmebene heran bauen können. Wie man sieht, hat sich dieses Konzept nun tatsächlich durchgesetzt.
Für das G-System wurden die Objektive allesamt neu gerechnet, und damals schon für kommende digitale Kameras ausgelegt. Die Philosophie vom kompromisslosen, symmetrischem Aufbau wurde neu belebt. Zu den oben genannten kamen mit der G2 das Biogon 21mm sowie das Planar 35mm dazu. Als letztes ein Zoom mit 35-70mm. Für eine Mess-Sucherkamera das absolute Novum. Weitere Objektive gab es nicht. Die üblichen Verdächtigen der Fremdobjektive haben erst gar keinen Versuch gestartet ihre Varianten zu adaptieren.

Kameras waren damals „fertig“ als sie auf den Markt kamen. Kontinuierliche Firmware-Updates gab es nicht. Dennoch hatte Kyocera ein Update für die G1 angeboten. Wer sie eingeschickt hatte, bekam sie ertüchtigt für das 21mm und 35mm zurück. Um dies kenntlich zu machen, wurde ihr im Filmfach ein grüner Aufkleber verpasst. Heute daher bei gebrauchten Angeboten oft als „green label“ deklariert.
Die deutlich aufgewertete G2 gesellte sich dann ca. 1996 dazu und wurde als Profi-Version beworben.

Sie hatte einen Verschluss bis zu 1/6000, schnelleren Motor und einen treffsicheren Autofocus mit etwas hellerem Sucher und größerem Display. Der Sucher wird mit Lamellen automatisch der Parallaxe entsprechend dem Motivabstand angepasst. Bei der G2 sogar noch etwas erweitert bei ganz nahen Motiven. (S. S. 12 im Prospekt der G2.) Vom Gewicht her hat sie gegenüber der G1 um 100g zugelegt und bringt nun 560g auf die Waage.
Zu erwähnen wäre noch die „schwarze Serie“ der G2. Das Full-Set wurde im Koffer komplett in schwarz angeboten – also Gehäuse und Objektive schwarz beschichtet.
Die Preise damals waren für die G1 1498,- DM und die G2 2498,-DM. Das Planar 45mm war das preiswerteste mit 698,- DM. 28/35/90mm lagen bei 1098,- DM. Das Biogon 21mm kostete 1998,- DM und das legendäre Hologon 16mm sogar 4798,- DM.

Zur Vollständigkeit – die beiden Blitzgeräte; das TLA 140 schlug mit 348,- DM zu Buche und das TLA 200 gar mit 498,- DM. Letzteres war von den Batterien her etwas dekadent – im Fotohandel kostete eine CR2 fast 20,- DM und es werden zwei davon benötigt …
Lange wurde auf weitere Modelle gewartet, und auch auf die Möglichkeit einer digitalen Variante; leider stellte Yashica-Kyocera die Kamerasparte zum Ende 2005 ein.



Die beiden Prospekte habe ich eingescannt; die gibt es hier:
https://www.bu4.eu/media/Contax_G1_Prospekt.pdf
https://www.bu4.eu/media/Contax_G2_Prospekt.pdf

Noch zwei weiterführende Links:
https://www.spitzenlicht.de/Equipment/Contax.html
https://kenrockwell.com/contax/g-system.htm

Zu guter Letzt ein authentisches Bild – gescannt vom legendären Kodachrome 64:

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