Schon immer habe ich ein Auge auf die Welt des Mittelformats. Will man nicht allzu viel investieren, kommt man fast unweigerlich zur Yashica Mat-124 G. Sie wurde ab 1970 ca. 16 Jahre lang nahezu unverändert gebaut und somit existieren reichlich Apparate noch heute.
Sie ist robust und auch die Optik mit dem 4-Linsigen Yashinon bildet ordentlich ab. Je nach Erhaltungszustand und ob sie schon revidiert wurde, ist die Preisspanne nicht unerheblich. Aktuell (12/2021) würde ich sagen von 150,- bis 350,- EUR. Ich konnte im Nachbarort eine in sehr schönem Zustand und mit geschmeidigem Verschluss zu einem guten Preis bekommen.
Sie schlummerte lange ungenutzt im Schrank; trotzdem gab es etwas zu tun.
Durch die „offene“ Bauweise beschlagen die Mattscheibe und der Spiegel im Lichtschacht. Auch die Linsen waren etwas „matt“. Also kommt man um das Aufschrauben nicht herum. Weiteres nach den Bildern.
Das Bild im Sucher ist aufrecht aber spiegelverkehrt, den richtigen Ausschnitt zu finden erfordert etwas Übung.
Das Reinigen des Lichtschachts geht recht gut und Thomas Gade hat das hier schön beschrieben. Wenn sie schon mal geöffnet wird, kann man sich gleich um die Lichtdichtungen kümmern. Nach der langen Zeit sind die Dichtungen in der Rückwand um am Lichtschacht meist nicht mehr dicht oder haben sich aufgelöst.
Neue Dichtungen habe ich aus schmalen Streifen EPDM 2 mm stark geschnitten. (Ethylene-Prophylene-Dien-Monomer)
Rückwand Links/Rechts – 2x 165 mm x 2,3 mm
Scharnierdichtung – 74 mm x 3 mm
Verschlussdichtung – 74 mm x 3 mm
Sucherprisma 70 mm x 2.5 mm bzw. 2x 12 x 2,5 mm
Mit einem scharfen Cutter-Messer gelingt das Schneiden recht gut. Ich habe sie zunächst etwas länger gelassen, dann nach dem „Reinfrickeln“ erst entsprechend gekürzt.
Der Belichtungsmesser ist für Quecksilberoxidbatterien vom Typ PX13-B/EPX-13 konstruiert. Wegen des Quecksilbers sind diese Zellen mittlerweile verboten. Exakt passen würden z. B. Varta Alkali V 625U. Leider haben diese eine höhere Spannung, was zu einem Messfehler von mindestens zwei Blendenstufen führt.
Nun gibt es einige Möglichkeiten: Zink-Luft Batterien, die günstig zu bekommen sind. (Werden in Hörgeräten verwendet.) Diese haben aber den Nachteil, dass sie einmal aktiviert nur ca. 6 Monate verwendbar sind und ein mechanischer Adapter (P675/PR44) nötig ist. Oder sie sind recht teuer wie die Wein-Cell MRB625 (ca. 12,- EUR).
Eine weiterer Adapter beinhaltet bereits eine Diode, kostet aber auch um die 40,-EUR und verwendet Silberoxid Batterien vom Typ 386/SR43W.
Zu guter Letzt bietet es sich an die Diode im Gehäuse zu verbauen um die Spannung der Zelle zu reduzieren und den Adapter zu sparen. Aufschrauben müssen wir sie ja sowieso.
Frans de Gruijter hat sich eingehend mit der Betteriezellenproblematik beschäftigt. Sein Ergebnis ist die Verwendung einer Schottky-Diode BAT43. Irgendwo habe ich als Lösung eine eine Germaniumdiode AA143 gefunden; da ich diese schon besorgt habe, habe ich sie auch eingebaut. Nach meinen Messungen setzt sie die Spannung der V 625U prima von 1,55V auf 1,35V herunter. Auch der Vergleich mit dem Belichtungsmesser meiner Referenzkamera war das Ergebnis nun bei verschiedenen Lichtsituationen nahezu identisch.
Hier der Einbau der Diode:
Ist der Lichtschacht abgenommen, hat es rechts und links vorne zwei Schräubchen unter der Lichtdichtung. (Falls nicht schon die Reste der alten Dichtung beseitigt wurden. Nun kann die Metallabdeckung entfernt werden.
Nimmt man noch den Übertragungshebel ab, sah bei mir die „Elektronik“ so aus:
Die Diode habe ich am linken Poti und der schwarzen Ader platziert. Dies ist die Leitung zum Batteriefach. Kathode zur schwarzen Ader. Bitte beim Löten beeilen, dass es dem Germanium nicht zu heiß wird.
Zum Schutz habe ich ein Stück Schrumpfschlauch darüber und dann die Diode in der Nische versteckt.
Der Übertragungshebel soll sich weiterhin frei bewegen können.
Funktionskontrolle, wieder zuschrauben, fertig…
Nach einiger Recherche fand ich auch eine hervorragende Seite zu den Yashicas mit Angaben zu Baujahr/Seriennummer. Hier der Ausschnitt zur Mat-125 G:
Meine mit der „7093xxx“ stammt demnach aus 1977.
Das Yashinon ist wohl sehr empfindlich gegen Streulicht, also musste auch eine Gegenlichtblende her. Originale sind recht teuer, bzw. schwer zu bekommen. Die Yashica ist ja stark verwandt mit den Rolleis und auf Thingiverse gibt es sogar eine gewisse Auswahl. Ich entschied mich für diesen 3D-Druck – er passt perfekt.
Datierung: 1970 – 1986
Technische Daten:
Gehäusematerial: Metall
Maße: B 10,3 cm x H 14,7 cm x T 10,1 cm
Gewicht: ca. 1100g
Spiegelreflexkamera, 120 oder 220 Rollfilm (12 bzw. 24 Bilder)
Standard-Optik: Yashinon 1:3.5/80 mm
COPAL-SV Verschluss Verschlusszeit 1 – 1/500s und B
Energiequelle: PX-13B
Als kleines Goodie hier noch die Bedienungsanleitung; Film einlegen will geübt sein…
Bilder habe ich natürlich auch gemacht. Scan diesmal mit dem guten alten Epson 4180 Photo.
Wie immer noch ein paar Links:
Yashica Mat-124 G
Fotografieren mit der Yashica Mat 124G – Ein Erfahrungsbericht
Souvenir vom Flohmarkt – Yashica Mat-124G